Können Medikamente gegen erhöhte Fettwerte im Blut Muskelschäden bei Sportlern verhindern? Das versuchten jetzt amerikanische Wissenschaftler erstmals mit Hilfe sportlicher Probanden herauszufinden.
Der Marathonlauf erfreut sich seit den vergangenen drei Jahren zunehmender Beliebtheit. Allein in den Vereinigten Staaten ist die Teilnehmerzahl von Läufern im Jahr 1976 auf fast 470 000 im Jahr 2008 gestiegen. Viele professionelle sowie Freizeitläufer nehmen verschreibungspflichtige Medikamente, ohne die potentiellen Nebenwirkungen, von denen insbesondere Läufer betroffen sind, zu kennen. Eines dieser Medikamente, die sogenannten Statine, darunter Lipitor, Crestor und Pravachol, senken das Cholesterin im Blut, indem sie ein cholesterin-produzierendes Enzym blockieren. Dadurch lassen sich die Risiken eines Herzanfalls und andere kardiovaskuläre Erkrankungen einer begrenzten Kategorie von Patienten verringern.
Enzym verursacht Muskelschäden
Eine neue, demnächst im American Journal of Cardiology erscheinende Studie, hat die Wirkung von Statinen auf Kreatinkinase (CK), ein in Verbindung mit Muskelschäden vorkommendes Enzym, untersucht. Erhöhte CK-Werte im Blut und in den Muskeln nach sportlicher Aktivität stehen in Zusammenhang mit Muskelschäden. Die Studie unter der Leitung von Dr. Beth Parker des Henry Low Heart Centers am Hartford Hospital in Connecticut erfasste erstmals in einer realen Lebenssituation (anstatt in einem Universitätslabor) die CK-Werte von Sportlern, die nach körperlicher Leistung Statine einnehmen.
Trainingsphysiologen kontrollieren seit einigen Jahren die CK-Werte ihrer Sportler, um übermässigem Training vorzubeugen. Marathonlaufen sowie andere extreme Leistungssportarten werden mit erheblichen Muskelschäden in Verbindung gebracht. 24 Stunden nach Beendigung eines Rennens steigen die CK-Werte durchschnittlich um das Zehn- bis Fünfzehnfache oder sogar noch höher. Parker betont nachdrücklich, dass vernünftiger, gemässigter Sport, der täglich ausgeführt wird, psychologische und physiologische Vorteile bringe. Normalerweise überwiegen diese Vorteile die Gefahren der gelegentlich erhöhten CK-Werte.
Nebenwirkungen von Müdigkeit bis Impotenz
Doch was geschieht, wenn die CK-Werte nochmals durch das Einnehmen von verschreibungspflichtigen Medikamenten erhöht werden? Parker hat in ihrer Studie, die mit 80 gut trainierten Marathonläufern durchgeführt wurde, festgestellt, dass die Kreatinkinase-Werte in einer Gruppe von Läufern, die Statine zur Behandlung hohen Cholesterins einnahmen, nach einem Rennen erheblich höher waren als bei einer Kontrollgruppe (Läufer, die keine Statine anwendeten). Es gibt viele Berichte über die Nebenwirkungen des Gebrauchs von Statinen, darunter Muskelschmerzen, Müdigkeit, Rhabdomyolysis, eine ernste und akute Muskelkrankheit (schwere Muskelauflösung, bei der beträchtliche Mengen von Muskelfaserinhalten erzeugt werden, die der Niere schaden), Impotenz und Leberzirrhose. Es wird ferner von erschreckenden emotionalen und kognitiven Beschwerden berichtet; dazu gehören Angstzustände, Depression und Gedächtnisschwund.
Als sie über die praktischen Auswirkungen ihrer Studie befragt wurde, wies Parker darauf hin, dass Berichten zufolge «Berufs- und Freizeitsportler Statine wegen der Muskelbeschwerden nicht vertragen würden.» Sie empfahl Klinikern, eine Unterbrechung der Medikamentverabreichung für einige Tage vor anstrengenden sportlichen Ereignissen – wie etwa einem Marathon – in Erwägung zu ziehen. Zum Schluss bemerkte sie, dass für zukünftige Studien deutlich mehr Testpersonen eingeschlossen werden sollten.
Auch hier bedarf es wohl noch weiterer Analysen, um festzustellen, welche Wirkung der Gebrauch von Statinen auf Testpersonen unterschiedlichster demographischer Bereiche ausübt.
Quelle: https://www.20min.ch/story/cholesterinsenker-fuer-geschundene-muskeln-876675459800
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